Afrika 1966-1972

1971 – august – ostwärts von kinshasa zum indischen ozean
Teil 1: region kisangani / fischer von lokele & wagenia

Nach Beendigung meines zweiten Kongo-Kontraktes trat ich zusammen mit einem Arbeitskollegen eine aussergewöhnliche Heimreise an, die mich zunächst nach Kisangani (vormals Stanleyville) inmitten des afrikanischen Urwaldes brachte.

Von dort aus ging es per Camion weiter quer durch den Ituri-Regenwald zur Grenzstadt Bunia im Nordosten des Kongos am Albertsee, dann parallel zur ugandischen Grenze gegen Süden nach Goma am Kivusee. Nach einem Grenzübertritt nach Ruanda, einem Charterflug nach Kigali und von dort mit der East-African Airways via Entebbe nach Nairobi.

Ein Safari-Trip durch verschiedene Pärke Kenias und die anschliessender Bahnfahrt von Nairobi nach Mombasa beendete den Afrika-Trip zum Indischen Ozean.

Der Flug in einer in die Jahre gekommenen DC-4 über den damals unendlich erscheinenden Urwald von Kinshasa nach Kisangani war ein unvergessliches Erlebnis.

Ein erster Höhepunkt der Reise war der Besuch der Fischer des Lokele Stammes in der Nähe von Kisangani. Am gegenüberliegenden Ufer des Kongo-Flusses kommen diese Fischer jeweils an Markttagen zusammen. Sie leben samt ihren Familien in ihren Pirogen auf dem Wasser.

Einige Kilometer Fluss aufwärts kommt man zu den Stromschnellen der Stanley-Fälle (heute Boyoma-Fälle). Hier haben die Wagenia-Fischer ihr eindrückliches Reusensystem gebaut. Die in den mitunter reissenden Strömung errichteten Holzkonstruktionen werden ausschliesslich mit Lianen zusammen gebunden. Die Strömung treibt die Fische in die kunstvoll gestalteten Reusen.

1971 – august – ostwärts von kinshasa zum indischen ozean
teil 2: kisangani zur grenze ugandas durch den ituri regenwald

Von Kisangani ging es per Lastwagen weiter. Die Fahrt zur Hauptstadt der Provinz Ituri, Bunia, nahm zwei Tage in Anspruch und führte in weiten Teilen durch den Ituri-Regenwald.

Leider konnten wir das OkapiWildreservat am Epulu-Fluss nur ganz kurz in Augenschein nehmen, war die Zeit doch bereits weit vorgeschritten und die Lichtverhältnisse im Wald erlaubten keine Filmaufnahmen.  🙁

Unser erstes Ziel war eine amerikanische Missions-Station, die von (offensichtlich extremen) Protestanten betrieben wurde. Wir wollten mit Pygmäen im Ituri-Regenwald in Kontakt kommen. Die amerikanischen Missionare waren aber alles andere als gastfreundlich und betrachteten uns eher als Eindringlinge und Störenfriede. Sie verhinderten eine Begegnung mit den Pygmäen aus uns unerklärlichen Gründen. Wir verbrachten deshalb nur die eine Nacht in dieser Mission. Im Gegensatz zu katholischen Missionen, die wir im Normalfall besuchten und dort immer aufs Herzlichste empfangen und bewirtet wurden (der Messwein lässt grüssen…. 😉 ) war dies ein echtes Negativ-Erlebnis und eine Enttäuschung.

Anderntags ging es per „Camion-Stop“ weiter nach Bunia, der Hauptstadt der Provinz Ituri.

Dort angekommen, mussten wir uns um den Weitertransport kümmern. Interessant, dass zu der Zeit die Feinverteilung der Güter im Westen des Kongos durch Portugiesen, im Osten durch Griechen sicher gestellt wurde. Der Grieche Tsaknakis ermöglichte uns, die Fahrt in Richtung Goma mit einem seiner Lastwagen.

Auf dem Weg unternahmen wir einen Abstecher zum Albert-See. Dieser gehört, wie auch der Edouard-See zu den „Grossen Afrikanischen Seen“.

Ein weiterer Abstecher zum Edouard-See brachte uns zu einer Fischerei, wo der jeweilige Fang luftgetrocknet und so haltbar gemacht wird.

  • 1971 – august – ostwärts von kinshasa zum indischen ozean
    teil 3: mit dem lastwagen in drei tagen von bunia via beni,     butembo nach goma am kivusee

In Bunia konnten wir mit dem griechischen Händler und Transportunternehmer Tsaknakis die Weiterfahrt entlang der ugandischen Grenze durch die Bergregion des Nord-Kivus organisieren.

Mit einem mit über 5.5 Tonnen Kaffee schwer beladenen Camion ging es auf die unvergessliche Reise. Fahrer Jean brachte uns in drei Tagen auf prekärer Strasse heil nach Goma, unterstützt von einem „Co-Piloten“ und einigen weiteren Passagieren, die auf der Ladefläche mitfuhren.

Die rund 600km lange Strecke hatte es in sich! Für die damaligen Verhältnisse und zu der Jahreszeit galt die Piste zwar als relativ gut befahrbar. Nach der Regenperiode wird die Strasse jeweils in Stand gestellt. Wir waren mitunter die ersten, welche unterwegs waren.

Bereits wies die Strasse aber zum Teil schwer überwindbare Hindernisse auf. Mit Pickel und Schaufel galt es, die Löcher soweit aufzufüllen, um ein Durchkommen zu ermöglichen. Über lange Strecken betrug unser Stundendurchschnitt lediglich 14KM!

Einmal blieben wir gar für 4 ½ Stunden stecken. Zum Glück waren wir nicht die einzigen, die unterwegs waren. Nach einiger Wartezeit erreichten zwei weitere Lastwagen die durch uns blockierte Strasse. Deren Fahrer und Passagiere halfen, uns aus der misslichen Lage zu befreien. Danach ging es im Konvoi weiter.

Zu der Zeit waren die Strassen generell in schlechtem Zustand. Jeder Lastwagen, welcher für sein Durchkommen die Piste „bearbeiten“ musste, vergrösserte und verschlimmerte die Situation. Nach kurzer Zeit fanden die nachfolgenden Camions riesige, zum Teil wassergefüllte Löcher vor, wie die nachfolgenden Bilder aus dem Netz bezeugen.

1971 – august / ostwärts von kinshasa zum indischen ozean
teil 4: via kigali & entebbe nach nairobi / safaris im
amboseli-, tsavo-und nairobipark / zugfahrt nach mombasa

Nach der anstrengenden, aber unvergesslichen Fahrt mit dem Lastwagen fanden wir uns vor das Problem gestellt, dass wir in Goma keine Übernachtungsmöglichkeit fanden – alle Hotels waren ausgebucht!

Kurz entschlossen überquerten wir die nahe gelegene Grenze nach Ruanda und bezogen Quartier im Hotel „Edelweiss“ in Giseny, das von Frau Locher – ganz im Schweizer Stil – betrieben wurde. Im Restaurant liessen wir uns mit Schweizerkost verwöhnen, wobei die servierte Rösti mit „Gschnätzletem“ selbst mehr als vierzig Jahre später noch in bester Erinnerung bleibt. Ein Hotel an den Gestaden des Kivu-Sees im Chalet-Stil mit Geranien vor den Fenstern zu finden, hätten wir wirklich nicht erwartet. (Das Hotel „Edelweiss“ in Giseny besteht gemäss Google auch heute noch.)

Bild ex Internet

Nach dem intensiven Trip per Autostopp durch den kongolesischen Regenwald und durch das Bergland des Kivus hatten wir genug von improvisierten Reisen, zumal wir zu einem definierten Zeitpunkt den Rückflug von Nairobi in die Schweiz antreten mussten. So charterten wir kurzerhand ein Kleinflugzeug, mit dem wir in 25 Minuten zur Hauptstadt Ruandas, Kigali, flogen.

Zwei Stunden später sassen wir bereits in einer Maschine der East African Airways, die uns via Entebbe nach Nairobi brachte.

Bemerkenswert war der Zwischenstopp in Entebbe. In Ugandas internationalem Flughafen herrschte dort nach der Machtübernahme Idi Amins eine dermassen gedrückte und aggressive Stimmung, dass wir froh waren, nach kurzem Aufenthalt nach Nairobi weiterzufliegen.

Dieser Nachtflug bleibt insofern in Erinnerung, als dass offensichtlich ein Problem mit der Druckkabine die Piloten bewog, in einen lang andauernden Sinkflug über zu gehen, ohne die Passagiere oder die Kabinenbesatzung zu informieren, was los sei. Nach gefühlten 20 Minuten kam die „beruhigende“ Durchsage vom Cockpit: „We have the plane under control again“!!….

Nairobi beeindruckte als moderne Gross-Stadt und war schon damals Zentrum und Ausgangspunkt für Safaris in die verschiedenen Nationalparks.

Nach einer Fahrt zum Nakuru-See besuchten wir den Amboseli und den Tsavo-Nationalpark. Zurück in Nairobi, beschloss ein Nachmittag im Nairobi-Park unseren Aufenthalt in Kenias Hauptstadt.

Per East African Railways ging es dann zur rund 500km entfernten Küstenstadt Mombasa am Indischen Ozean.